Tumore bei Hämochromatose

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Fortuna
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Tumore bei Hämochromatose

Beitrag von Fortuna »

Hallo Ihr Lieben,
Ich habe ein Fibrom in der Kniekehle, ein Adenom am Zwölffingerdarm, einen Polypen im Dickdarm, eine Eierstock u. Gebärmutterentfernung wegen Zysten und im letzten Jahr ein Melanoma in Situ enfernt bekommen. Vor 2 Jahren wurde HH festgestellt, ist aber gut eingestellt worden. Nun habe ich noch eine Zyste am Stimmband, dass aber warten kann und morgen wird mir nochmal ein Leberfleck entfernt.
Ich würde gerne erfahren, ob es HHler gibt, bei denen ausser der Hämochromatose auch die Tumore wachsen, und welche. Schließlich wird das Immunsystem bei den Aderlässen mächtig strapaziert, oder es gibt andere Gründe dafür.
Aber bitte Freunde - jetzt keine Angst kriegen, denn die Wissenschaft sagt, dass es die gefürchteten Lebertumore erst bei ganz hohem Ferritinwert geben soll, und ich glaube an die Wissenschaft. Ausserdem habe ich bislang keinerlei Leberprobleme - jedenfalls keine gravierenden.
Es ist auch nicht so, dass ich mich selber so ängstige, denn ich vertraue den Ärzten und gehe ganz brav zu den einzelnen Vorsorgen.
Mich würde es aber sehr interessieren ob es vielleicht Parallelen gibt.
Also wenn es Euch nichts ausmacht darüber hier im Forum zu schreiben würde ich mich sehr freuen, denn es ist bisher so, dass ich immer zu dem Forum bin, die meinen Symtomen zugordnet wurden, ob es Arthrose war, Hämochromatose oder Hautkrebs. Und wenn niemand danach fragt, dann geht es warscheinlich auch anderen so.
Liebe Grüße
Fortuna :) :?: :?:
Es gibt Berge, über die man hinüber muss: Sonst geht es nicht richtig weiter! :lol:
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Lia
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Beitrag von Lia »

Hallo Fortuna :) ,

bislang hat sich noch keiner zu dem heiklen Thema gemeldet.
Es tut mir leid, daß Du so viel Baustellen hast derzeit.

Vorweg, Zysten und z.B. Melanom kann man denke ich, obwohl alles völlig überflüssige Gewächse, nicht in einen Topf werfen.
Ich selbst habe auch Eierstockzyste, die aber klein ist und daher wird daran nicht geschnippelt.
Ich bin laut Hautärztin von vor 15 Jahren Hautkrebsrisikopatient, da übersät mit Muttermalen. Dein Beitrag hat mich nun endlich bewogen, endlich mal zum Hautarzt zu gehen nach so vielen Jahren und die mir damals empfohlene halbjährliche Kontrolle machen zu lassen. (Muß jetzt sowieso hin wegen Abklärung Psoriasis :cry: )
Nach einer Darmspiegelung vor vielen Jahren sagte man mir, ich sollte da was veröden lassen- habe ich nie gemacht, mich davor gedrückt. Was es war, weiß ich nicht mehr. Hämorrhoiden glaub ich die sehr weit oben im Darm saßen...Sollte das wohl auch mal in Angriff nehmen....

So nun meine Meinung zu Eisen und Krebsrisiko:

Bei richtig "eisenschwerer" :wink: Hämochromatose, extrem hohen Ferritinwert und bei Leberzirrhose ist das erhöhte Krebsrisiko klar erwiesen.

Ich denke, ganz von der Hand zu weisen ist ein gering erhöhtes Krebsrisiko auch bei mäßig erhöhten Eisenspeichern nicht.
Allerdings gibt es da ganz andere Risikofaktoren wie Nikotin, Alkohol und andere Gifte. :wink: Und aus dieser Sicht sollte man meine folgenden Zeilen lesen, soll hier also niemand beunruhigt werden, neue Möbelstücke z.B. von schwedischen Möbelherstellern 8) sind diesbezüglich weitaus beunruhigender und wer hat kein solches Teil bei sich zu Hause, das vor sich hin ausdampft....

Interessant wären Studien, bei denen man Menschen mit Hämochromatose, aber entleerten Eisenspeichern nach Beendigung der intensiven Aderlässe untersucht. Solche Untersuchungen gibt es meines Wissens aber noch nicht. Nur Studien bzgl Krebsrisiko über Menschen mit HH ( noch vollgepackte Eisenspeichern) oder Menschen, die Träger eines Hämochromatose-Gens sind (evtl mit mäßig erhöhten Eisenspeichern bzw Anomalien im Eisenstoffwechsel).

Dazu habe ich einiges zusammengetragen. Wie gesagt, keine einzige dieser Untersuchungen handelt von HHlern mit ENTLEERTEN Eisenspeichern. Allerdings haben wir meist auch dann noch einen höheren Anteil ungebundenen Eisens in uns als bei Menschen ohne HH. Dafür ernähren wir uns wohl gesünder und trinken eher weniger Alkohol als Unmutierte :wink: Das gleicht sich dann wohl wieder aus, vermute ich jetzt mal als Laie .... :)

Zu den Studien:

Als Folgeerkrankungen beim Vollbild der Erkrankung, also bei viel zu spät erkannter Hämochromatose und sehr hohen Ferritinwert, besteht das erhöhte Risiko bei Leberzirrhose, im Laufe des Lebens -also auch nach der Entleerung der Eisenspeicher- Leberkrebs zu entwickeln. Bauchspeicheldrüsenkrebs kann aus einer geschädigten Bauchspeicheldrüse resultieren. Auch für andere bösartige Erkrankungen scheint das Krebsrisiko bei schwerer Hämochromatose erhöht z.B. Brustkrebs oder Prostatakrebs, zumindest wenn noch andere genetische begünstigende Faktoren vorhanden sind.

Welche Rolle spielt Eisen bei der Krebsentstehung?
Krebszellen fühlen sich wohl, wenn viel Eisen verfügbar ist.
Ist viel Eisen vorhanden, können Krebszellen sich besser vermehren.
Oxidativer Stress, "freie Radikale" durch ungebundenes Eisen wird als Risikofaktor für die Krebsentstehung angesehen.In manchen Untersuchungen wird eine hohe Transferrinsättigung als potentieller Risikofaktor für Krebs gesehen. (E.Weinberg, The role of iron in cancer, hazards of iron loading) Hohe Eisenwerte in Verbindung mit hohem Cholesterin sollen jedenfalls durch den oxidativen Streß ein erhöhtes Risiko für Krebs darstellen, so ein Artikel . Näheres s.u.

Wie sieht es bei nur mäßig erhöhten Eisenspeichern aus?
Laut Studien besteht bei C282Y heterozygoten Menschen, also nicht erkrankten Trägern der Mutation, (wohl aufgrund von höheren Eisenwerten als der "Normalbevölkerung") ein größeres Risiko für Brustkrebs, größeres Ausmaß der Agressivität desselben, und für Darmkrebs, Magenkrebs als bei Menschen ohne C282Y Genmutation.
Jedoch widersprechen sich die Studien teilweise.

Viele Links zu Studien bzgl Krebsrisiko und meine Quellen- leider wieder mal nur in engl. Sprache verfügbar:
http://munstermom.tripod.com/other_cancers.htm

und eine Studie, zu der ich hier im Forum früher schon mal geschrieben habe:
Hohe Eisenwerte und hohes Cholesterin erhöhen Krebsrisiko
hohe Eisenspiegel im Blut verbunden mit hohen LDL-Cholesterinlevel scheinen zusammen das Krebsrisiko zu erhöhen aufgrund des oxitativen Stresses, den sie zusammen verursachen. Oxidativer Stress spielt eine Rolle in der Entwicklung von Krebs.
Bei dieser Studie an 3278 Menschen mit erhöhtem Eisen- und Cholesterinspiegel kam heraus:
Erhöhtes Eisen erhöhte das Krebsrisiko um 66%
hohes LDL-Cholesterin erhöhte das K.-Risiko um 54%
Die Kombination von erhöhten Eisenwerten und erhöhtem LDL-Cholesterin erhöhte das Krebsrisiko um 168%
Erhöhter Eisenwert kombiniert mit erhöhtem"gutem"HDL-Cholesterinwert erhöhte das Krebsrisiko in ähnlichem Maße.
Quelle:
American Journal of Epidemiology, June 15, 2005.
Artikel abstract auf englisch: http://pt.wkhealth.com/pt/re/ajep/abstr ... 44!8091!-1

Liebe Grüße


Lia
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BirgittaM
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Beitrag von BirgittaM »

Hallo, Fortuna!
Glücklicherweise hat Lia schon so viel Sinnvolles zu deinem Posting geschrieben, dass ich jetzt mal ein bisschen schwafeln kann.
Bis auf das Melanom waren die Tumore ja gutartig. Fibrome, Adenome und Zysten in dieser Häufung sind sicher so selten, dass du wohl hier im Forum kaum Leidensgenossen finden wirst. Mit der einen oder anderen gutartigen Gewebsneubildung kann sicher jemand dienen, aber deine Krankengeschichte ist sicher einzigartig.
Als Mitarbeiterin einer Strahlentherapie kann ich bezüglich des Melanoms nur raten, dich engmaschig kontrollieren zu lassen, denn das ist die sicherste Vorsorge vor einer neuen bösen Überraschung.
Ich habe eine Kollegin, die vor vielen Jahren auch deine Diagnose bekam, nach der Entfernung des Tumors ist nie wieder etwas aufgetreten.
Ich selbst kann lediglich mit einer Häufung von kleinen Hautanhangsgebilden dienen, die lästig, aber nicht gefährlich sind. Mein Vater, allerdings auch eisenüberladen, sieht genau so aus. Ob es nun einfach eine erbliche Besonderheit ist oder/und mit der HH zusammenhängt, bleibt reine Spekulation.....
Gruß, Birgitta

Ärzte vollbringen Wunder, die sich manchmal erst in einer anderen Welt manifestieren (unbekanntes Genie).
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Fortuna
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Beitrag von Fortuna »

Liebe Lia
Liebe Brigitta M

Vielen Dank für Euren Beitrag. Er war sehr lesenswert und auf die eine oder andere Art auch hilfreich für mich.

Ich weiß, ich habe doch einige Zipperlein mehr als so mancher, (jedes Jahr was Neues, grins), aber ich gebe den Mut nicht auf. Ne ne, ich will 80 werden. Schließlich habe ich bis heute immernoch Glück gehabt.

Deshalb gehe ich auch brav zum Arzt. (ach, so manchmal brauche aber auch ich eine Pause....)

Bei mir war mein Ferritin nicht so hoch (200)als man festgestellt hat, dass ich HH habe,- mein Bruder hat mich darauf aufmerksam gemacht, er hatte bereits über 800 Ferritin. Der Aderlass hat sich aber bei mir dennoch hingezogen, da ich dünne Roll-Venen habe und der Kreislauf instabil war und ist, aber nun bin ich gut eingestellt.
Ich müsste in den nächsten Wochen ein Aderlass machen (Ferritin bei 79), aber ich möchte erst den Befund vom Hautarzt abwarten -wenigstens 2 Wochen keinen Weißkittel sehen.

Aber vielleicht findet sich doch noch irgendeine Parallele zu den anderen die die Forscher schon herausgefunden haben - wer weiss...

Gruß
Fortuna

:roll:
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